Aktuelles aus der Wilhelm-Leuschner-Stiftung zur Jahreswende 2020/2021
Wir wünschen allen unseren Besucher*innen auf unserer Website ein gutes und friedliches neues Jahr. Vor allem bleiben Sie gesund! Das vergangene Jahr 2020 hat für uns nach zwanzig Jahren erfolgreiche Erinnerungsarbeit am historischen Ort des Leuschner-Geburtshauses eine einschneidende Zäsur gebracht. Zum ersten Mal konnten wir aufgrund der Corona-Pandemie nur ganz wenig Besucher in der Leuschner-Gedenkstätte betreuen. Im Gesamten Kalenderjahr waren nur Einzelbesucher in der Gedenkstätte, die wir nach den Corona-Abstandsregeln mit Leben und Nachlass Wilhelm Leuschners informieren konnten. Insgesamt waren in den abgelaufenen 12 Monaten rd. 60 Besucher*innen in der Gedenkstätte und bei zwei Veranstaltungen im Leuschner-Zentrum rd. 40 Teilnehmende. Dies war gegenüber 2019 ein Rückgang an Interessierenden von 95 %. Dies bedeutete für die Stiftung ein Rückgang der Eigeneinnahmen um 86 %. Für die Akteure der Erinnerungskultur gab es keinerlei staatliche Einnahmenausfallunterstützungsleistungen. Auch das Spendeneinkommen der Stiftung ging gegenüber den Vorjahren um 100 % auf null zurück. Beim Bemühen um Unterstützungsleistungen der öffentlichen Hand sollte die Antragstellung über ein Steuerberatungsbüro erfolgen (Kosten die getragen werden müssen, ohne zu wissen ob ein Zuschuss überhaupt erfolgt). Angesichts dieser katastrophalen Förderungen durch die öffentliche Hand, haben wir uns entschlossen nicht an dem Steuerberatungssonderkonjunkturprogramm teilzunehmen. Wir hatten im Jahr 2020 mehrere Schulprojekttage mit in- und ausländischen Gruppen festvereinbart, die alle Corona bedingt ausfallen mussten. Unsere Partnergruppen aus La Spezia und Saarbrücken konnten nicht anreisen. Die regionalen Projekttage mit Schulen aus Oberfrankenkonnten ebenfalls nicht stattfinden und auch für 2021 werden wir bis Sommer keinerlei Bildungsarbeit durchführen können. Vereinbarte Termine mit der VHS Bamberg mussten im Jahr 2020 ebenfalls abgesagt werden und angekündigte Besuchergruppen von Erwachsenenbildungsträgern sind entfallen. Insgesamt gingen uns mindestens 500 Besucher*innen verloren und die damit verbundenen Einnahmen. Die Zugriffe auf unsere Website nahmen ebenfalls erheblich ab, da die Bildungsträger sich mit Erinnerungskultur nicht mehr beschäftigen. Online kann insbesondere in der Erinnerungskultur, die auf persönliche Begegnung ausgerichtet ist, nichts aufgefangen werden. Was wir 2020 tun konnten, sind Anfragen zum Archiv zu beantworten, von denen wir mehrere im Monat erhielten. Die Biographie und die Überarbeitung des Leuschner-Archivs gingen voran und wir hoffen, dass in der zweiten Hälfte 2021 wieder die Bildungsarbeit neu aufgebaut werden kann. Was wir in den 12 Monaten bisher verloren haben wird schwer zu ersetzen sein. In Zeiten des aufblühenden antidemokratischen politischen Verhaltens in unserer Gesellschaft und deren Geschichtsvergessenheit ist es für uns besonders schmerzlich die Geringschätzung unseres bürgerschaftlichen Engagements zu verspüren. Die Politik in Bund, Land und Kommune ist aufgerufen der Zerstörung der Erinnerungskultur Einhalt zu gebieten. Sonderförderprogramme wären jetzt das Gebot der Stunde.14. Januar 2021Wolfgang Hasibether, Stiftungsratsvorsitzender
Mitgliederversammlung des Fördervereins Leuschner-Zentrum wählt neue Vorsitzende
Am 14. März 2020 wählte die Mitgliederversammlung des Fördervereins eine neue Vorsitzende für die nächsten drei Jahre der Wahlperiode bis 2022.
Die Geschichts- und Deutschlehrerin Regine Bayer übernimmt durch die Wahl den Vorsitz von der bisherigen Vorsitzenden Katharina Dötterl, die durch ihr Amt als Museumsleiterin in Gerstungen ihren Vorsitz mangels Zeit aufgeben musste. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Ingelore Berghammer als stellvertretende Vorsitzende und Kassiererin und Herbert Schmid als Beisitzer wurden in ihrem Amt bestätigt. Als Revisor wurde Christina Bölke neu gewählt.
Nach ihrer Wahl stellte die neue Vorsitzende ihre Schwerpunkte dar. Sie möchte insbesondere die Bildungsarbeit des Vereins und der Stiftung für junge Menschen fortsetzen und neue junge Mitglieder für die Erinnerungskultur und die Mitgliedschaft im Verein gewinnen.
Der Vorsitzende der Leuschner-Stiftung, Wolfgang Hasibether, gab der Vereinsversammlung einen Bericht über die zukünftigen Aktivitäten der Stiftung. Da im Jahr 2021 der Mietvertrag der Gedenkstätte im Leuschner-Geburtshaus zu Ende geht, möchte er im Gespräch mit der Stadt Bayreuth, dem Kulturreferat und dem Stadtrat erreichen, dass das Geburtshaus im nächsten Jahr von dem bisherigen Eigentümer gekauft wird und eine Geburtshausstiftung den weiteren Betrieb übernimmt und damit Bildungs- und Archivarbeit auf Dauer gesichert wird. Er betonte, dass nur durch die öffentliche Hand und mit Unterstützung der Gewerkschaften und der Leuschner-Stiftung die Erinnerungsarbeit an die wichtige Persönlichkeit des deutschen Widerstands auch für die Zukunft bewahrt werden kann. Das wertvolle Archiv des Leuschner-Nachlasses kann nur so auf Dauer in Bayreuth erhalten bleiben. Es werden Gespräche mit den Stadtratsfraktionen, dem Kulturreferenten und dem/der zukünftigen Oberbürgermeister/in in den nächsten Monaten notwendig sein.
Weiterhin wird die Archivarbeit zum Leuschner-Nachlass und der Gewerkschaftsgeschichte des 20. Jh im Nachlass der Stiftung der Schwerpunkt dieses Jahres sein.
Der neugewählte Vorstand mit der scheidenden Vorsitzendenv.l. Ingelore Berghammer, Regine Bayer, Katharina Dötterl und Herbert Schmid
Ausstellungseröffnung zur Stadtgeschichte mit Bildern der Bayreuther Malerin Christel Gollner
Im Anschluss an die Mitgliederversammlung wurde die Ausstellung mit Bildern der Bayreuther Malerin Christel Gollner von der Kunsthistorikerin Ursula Leibinger-Hasibether eröffnet.
Ursula Leibinger-Hasibether bei der Ausstellungseröffnung
am 14.3.2020 im Leuschner-Zentrum
Die ab 1995 entstandenen Bilder sind Zeugnisse von untergegangenen Bauwerken der Stadtgeschichte, die von Christel Gollner in ihren Aquarellen festgehalten sind. Nach einem Vierteljahrhundert der städtebaulichen Veränderung in Bayreuth sind diese Bilder Zeitzeugen für eine untergegangene Epoche der Stadtentwicklung, die manchen Fehler in der menschengerechten Gestaltung der Stadt aufzeigen.
Zwei Bilder waren für die Geschichte des Vereins von enormer Bedeutung: Die Zentralhalle, die 1995 abgerissen wurde, und das Leuschner-Geburtshaus (1996) in dem durch die Aktivität des Vereins 2003 die Leuschner-Gedenkstätte eröffnet werden konnte. Die beiden Bilder sind in der Ausstellung zu sehen und eine Dokumentation zur Zentralhalle von 1996 ist dort erhältlich. Die Ausstellung ist bis zum Jahresende 2020 im Leuschner-Zentrum zu sehen.
‚Zentralhalle‘, Aquarell vom August 1995
Das Leuschner-Geburtshaus, Aquarell vom September 1996
Mitgliederversammlung Förderverein Leuschner-Zentrum
Mitgliederversammlung Förderverein Leuschner-Zentrum und Ausstellung mit Aquarellen von Christel Gollner am Samstag, 14. März 2020 um 14 Uhr
Am Samstag, 14. März 2020 um 14 Uhr findet die Jahresversammlung des Fördervereins Leuschnerzentrum Bayreuth e.V. im Leuschner-Zentrum Herderstraße 29 statt.
Als einziger Tagesordnungspunkt ist die Neuwahl des Vorstandes und der Revision angesetzt. Nachdem die bisherige Vorsitzende Katharina Dötterl aus beruflichen Gründen ihr Amt niederlegen muss, wird ein/e neue/r Vorsitzende/r gesucht. Die Versammlung wird darüber beraten und die Neuwahl von Vorstand und Revision durchführen.
Im Anschluss an die Versammlung findet eine Veranstaltung des Fördervereins um 15 Uhr statt.
Nachdem vor zwanzig Jahren im März 2000 vom damaligen Vorläuferverein ‚Verein für Kultur- und Sozialgeschichte‘ mit einem Postkartendruck vom Aquarell der Bayreuther Malerin Christel Gollner
das Projekt ‚Leuschner-Gedenkstätte‘ im Geburtshaus Wilhelm Leuschners mit einer Spendenaktion gestartet wurde, wird eine Ausstellung mit den Originalbildner von ihr im Zentrum eröffnet.
Die Ausstellung soll an die Stadtgeschichte Bayreuths erinnern und an Bauten, die längst abgerissen und vergessen sind, wie z.B. die ‚Zentralhalle‘, zu deren Erhalt unser heutiger Verein vor 27 Jahren gegründet wurde.
Die Bayreuther Kunsthistorikerin Ursula Leibinger-Hasibether wird eine Einführung zu den Bildern Christel Gollners geben und auf die wechselvolle Geschichte Bayreuther Erinnerungskultur geben.
JAHRESHAUPTVERSAMMLUNG DES FÖRDERVEREINS
Am Donnerstag, 28. November 2019 fand die Jahreshauptversammlung des Fördervereins statt.
Nach dem Bericht der Vorsitzenden, dem Finanzbericht der Kassiererin und dem Revisionsbericht wurde der bisherige Vorstand einstimmig entlastet.
Die Vorstandswahlen mussten nach der Aussprache verschoben werden. Die bisherige 1. Vorsitzende, Katharina Dötterl, ist seit dem Herbst letzten Jahres Museumsleiterin in Gerstungen und kann aus beruflichen Gründen kein Amt mehr im Förderverein übernehmen. Die bisherigen Vorstandsmitglieder Inge Berghammer und Herbert Schmid stehen weiterhin zur Verfügung. Aus gesundheitlichen Gründen hat der bisherige Revisor, Jürgen Jakob, sein Amt zur Verfügung stellen müssen.
Die Versammlung entschied daher, dass der bisherige Vorstand geschäftsführend im Amt bleibt und bis zur nächsten Versammlung am 14. März 2020 ein neuer Vorstand und Revisor gewählt werden soll.
Den Bericht über die vergangenen 3 Jahre kann hier eingesehen werden -
15. Bayreuther Gespräche
15. Bayreuther Gespräche 2019 Am 29. September jährt sich zum 75. Mal der Todestag von Wilhelm Leuschner (15.6.1890- 29.9.1944). Er wurde von den Nazi-Schergen am 29.9.1944 in Berlin-Plötzensee in der Todesbaracke des Zuchthauses durch den Strang ermordet. Dies nimmt die Wilhelm-Leuschner-Stiftung zum Anlass für eine Gedenkveranstaltung im Rahmen ihrer Traditionsreihe ‚Bayreuther Gespräche‘. Diese findet heuer im fünfzehnten Jahr statt. Das nachfolgende Programm ist in Kooperation mit der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildung entstanden: ‚Wilhelm Leuschner und der zivile Widerstand gegen das NS-Regime‘ Gedenkveranstaltung zum 75. Todestag am Sonntag, 29. September 2019 um 18 Uhr im Alten Rathaussaal Bayreuth (Kunstmuseum, Eingang Kämmereigasse) Ende gegen 20:30 Uhr Schirmherrin: Oberbürgermeisterin von Bayreuth, Brigitte Merk-Erbe Programmablauf: Grußworte: für die Stadt Bayreuth – Benedikt Stegmayer, Kulturreferent für den DGB Oberfranken – Mathias Eckardt, Regionsgeschäftsführer Referate: Dr. Ludwig Unger, Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, München ‚Der Widerstand gegen das NS-Regime in Oberfranken‘ Wolfgang Hasibether, Vorsitzender Wilhelm-Leuschner-Stiftung, Bayreuth ‚Leuschners reichsweites Widerstands-Netzwerk gegen das NS-Regime 1934-1944‘ Anschließend Diskussion mit Dr. Ludwig Unger, Wolfgang Hasibether, Dr. Barbara Distel, Mathias Eckardt und dem Publikum zur aktuellen Bedeutung des Widerstands gegen das NS-Regime unter Moderation von Hans-Otto Hemmer, Kuratoriumsvorsitzender Wilhelm-Leuschner-Stiftung, Mettmann. In der Diskussion wird auf die aktuelle Diskussion zu den Widerstandsnetzwerken (u.a. KeyserlingkRehbein) und deren Verbreitung in der deutschen Bevölkerung eingegangen sowie auf die Bedeutung für den Gründungsmythos der Bundesrepublik nach 1945. Die Erörterung der Fragestellung: „Ist das Erbe des deutschen Widerstands in das Grundgesetz der Bundesrepublik aufgenommen worden?“ ist dabei von zentraler Bedeutung. In einem zweiten Aspekt wird der aktuelle Vorwurf (Frankfurter Rundschau November 2018) des Antiziganismus in der hessischen Politik von 1928/29 erörtert, für den Leuschner als hessischer Innenminister verantwortlich gemacht wird. Es sollen die Fragen geklärt werden, ob politische Fehler die Vorbildfunktion des Widerstands in Frage stellen können. Abschließend wird die Bedeutung des deutschen Widerstandes gegen das NS-Regime für die heutige politische Auseinandersetzung in der Bundesrepublik diskutiert. Anschließend Möglichkeit der Besichtigung der Gedenkstätte und Abschluss mit Stehempfang im Leuschner-Zentrum.